Nähtechnik

Nähmaschinen Schwaak + Bangert

Chaos

Der nachfolgende Text ist meine persönliche Meinung, die ich mir in über 30 Jahren als Nähmaschinen-Mechaniker gebildet habe.

Das wichtigste Bauteil einer Nähmaschine ist der Greifer. Dieses Teil heißt vermutlich so, weil er beim nähen den Faden greift. Der Greifer ist für das eigentliche nähen, nämlich die Stichbildung zuständig. Er verknotet den Oberfaden mit dem Unterfaden.
Die "normale" Nähmaschine erzeugt einen Doppel-Stepp-Stich, bei jedem Stich werden der Ober- und Unterfaden einmal umeinander verdreht, man nennt es auch Verknotung. Overlock- und Coverlockmaschinen nähen einen Kettenstich, deshalb haben die keinen Unterfaden.
Es gibt bei normalen Nähmaschinen vier verschiedene Greifersysteme, die leicht abgewandelt in jeder Nähmaschine stecken. Der Greifer ist ein wesentliches Qualitätsmerkmal einer Nähmaschine.
Folgende Greifersysteme sind heute gebräuchlich:

CB - Greifer

Die Bezeichnung CB-Greifer ist eine Abkürzung aus dem englischen, hier heißt er Central Bobbin Hook, in deutsch Zentral-Spulen-Greifer. Im Gegensatz zu den uralten Schiffchen-Greifern, sitzt hier die Spule erstmals im Zentrum des Greifers, daher die Bezeichnung.
Der CB-Greifer ist an seiner halbkreisförmigen Bewegung erkennbar, er schwingt hin und her. Dies ist ein eindeutiges Merkmal.
Der CB-Greifer wird seit etwa 1920 in Haushaltnähmaschinen verwendet. Diese Maschinen konnten nur Geradstich nähen, der CB-Greifer war dafür gut geeignet.
Bei den heutigen ZickZack-Nähmaschinen ist der CB-Greifer nicht mehr die erste Wahl......außer bei Bernina, die schaffens immer wieder.

Vorteile des CB-Greifers

das Merkmal eines CB-Greifers ist seine schwingende Bewegung

geringe Herstellungskosten,
bestes Stichbild, da er den Faden beim nähen nicht verdreht,
arbeitet gut mit dicken Fäden,
leicht zu säubern, da schnell auseinander zu bauen

Die Nähqualität dieses Greifersystems ist sehr stark von der Konstruktionsgenauigkeit der Maschine abhängig. Bernina schafft es durch eine exzellente Maschinenkonstruktion alle Nachteile des CB-Greifers zu beseitigen. Sowas kostet dann ab etwa 1000,-€ aufwärts.
Leider findet man den CB-Greifer jedoch in allen Billignähmaschinen. Alle Nähmaschinen bis etwa 200,-€ haben fast immer diese Technik. Da aber in dieser Preislage keine hochwertige Mechanik zu bauen ist, zeigt der Greifer sich in diesen Maschinen von seiner schlechtesten Seite.
Nadelbrechen beim Jeansnähen, "fressen" von elastischen Stoffen, lautes Nähgeräusch.....

Nachteile des CB-Greifers

Nadelbrechen bei unebenen Stoffen, Jeans, Quernähte,
verheddern des Fadens am Nahtanfang,
Fehlstiche und "fressen" des Stoffes bei elastischen dünnen Stoffen,
Spezialnadeln für Jeans und Stretch erforderlich, sonst geht garnichts,
verklemmen des Greifers leicht möglich,
unruhiger und lauter Lauf der Maschine,
nicht für professionellen Dauereinsatz geeignet,
höchste Stichbreite 5,5mm

Horizontal-Greifer

Der Horizontal-Greifer ist die "moderne" Nähtechnik. Es ist auch ein doppelt umlaufender Greifer, allerdings technisch stark abgeändert. Dieser Greifer wird in der Werbung gerne als horizontaler doppelt umlaufender Greifer bezeichnet, oder Drop-in System. In der Industrie wird er für schwere Ledermaschinen verwendet. Dann kostet der Greifer in etwa soviel wie eine gute Haushaltnähmaschine.

Vorteile des Horizontalgreifers

einfache Bedienung,
keine Spulenkapsel nötig,
darf nicht geölt werden,
preisgünstige Herstellung,
kann vom Näher mit geringem Aufwand gereinigt werden,
relativ wenig Fadenspannung nötig,
läuft sehr leise

Nachteile des Horizontalgreifers

das Mittelteil ist immer aus Kunststoff,
das Mittelteil muss nach einigen Jahren schonmal ausgetauscht werden, da es verschleißt, ist allerdings auch keine teures Ersatzteil.

der Horizontalgreifer, hier eine mittlere Qualität, da der Mittelteilhalter besser befestigt sein könnte

und dann gibt es noch den Bernina B9-Greifer

Der Horizontalgreifer wird heute von fast allen Herstellern in den höherpreisigen Maschinen eingebaut. Fast alles oberhalb etwa 200,-€ hat heute diesen Greifer. Er ist relativ preiswert zu bauen, deshalb kann in diesen Maschinen mehr Geld in andere Annehmlichkeiten gesteckt werden. Fast alle Maschinen mit dieser Nähtechnik haben eine Elektronik eingebaut, die das Nähen deutlich angenehmer macht.
Beim Horizontalgreifer gibt es ziemlich große Qualitätsunterschiede, auch hier ist entscheidend wie stabil er aufgebaut ist. Am schnellsten läßt sich die Zuverlässigkeit dieses Greifersystems an der Konstruktion des Mittelteilhalters erkennen. Dieses Bauteil sitzt rechts unten am Greifer (das mit der Kreuzschraube) und hält die Kapsel in ihrer Position. Es darf die Kapsel nur etwa 2mm berühren, da dort der Faden bei jedem Stich durchschlüpft. Wenn dieses Bauteil wackelig montiert ist, kann es passieren dass die Kapsel sich verdreht und von der Nadel beschädigt wird. Die stabilste Konstruktion des Mittelteilhalters findet man in der Bernette Serie.
Ich favorisiere dieses Greifersystem in Maschinen unter 1000,-€, darüber schlägt mein Herz eindeutig für Bernina, die bauen vollkommen anders.

bitte jetzt sehr weit runter scrollen, da kommt noch mehr, irgendwie ist mir beim erstellen dieser Seite ein Fehler passiert den ich nicht finde.
























































doppelt umlaufender Greifer

der doppelt umlaufende Greifer (DUG) ist in etwa genau so alt wie der CB-Greifer. Er hat seinen Namen einfach von dem Umstand, dass er zwei Umdrehungen pro Stich macht, im Gegensatz zu den schwingenden Bewegungen der anderen damals verfügbaren Greifersysteme.
Der DUG ist vollständig aus Metall, ein Hersteller hat versucht das Mittelteil des Greifers aus Kunststoff zu bauen, das hat sich jedoch nicht bewährt. Der DUG sitzt in jeder Doppelsteppstich Industrie-Nähmaschine. In Haushaltnähmaschinen íst er so gut wie ausgestorben.

Vorteile des doppelt umlaufenden Greifers
sehr robust, lange Lebensdauer, eigentlich unkaputtbar
in Haushaltnähmaschinen nahezu verschleißfrei,
sehr gut justierbar, da die Greiferspitze spielfrei am Getriebe hängt,
näht sehr gut verschiedenste Materialien,
für professionellen Dauereinsatz sehr gut geeignet,
kann bis zu 12mm Stichbreite verarbeiten,

doppelt umlaufender Greifer,
Sie sehen wie bei jeder zweiten Umdrehung der Stich gebildet wird
Nachteile des doppelt umlaufenden Greifers

muss regelmäßig geölt werden,
verdreht den Faden bei der Stichbildung, daher etwas "unruhigeres" Stichbild,
nicht so toll für dünne Stoffe,
kann nur von einem Mechaniker zerlegt werden,
näht ungerne dicke Fäden, nur bei Bernina geht das auch,
seht teuer, wahrscheinlich ist nur der B9-Greifer von Bernina noch teurer.

Der doppelt umlaufende Greifer ist der teuerste, aber auch robustete Greifer, der in Nähmaschinen verwendet wird. Jede Industrienähmaschine näht mit dieser Technik. Bis etwa 1990 baute jeder Hersteller von Haushaltnähmaschinen diesen Greifer bei den besseren Serien ein. Heute hat dieser Greifer in Haushaltmaschinen keine Bedeutung mehr.
Bernina baut den DUG in der 500er und 800er Serie ein, allerdings ist mir für eine Bernina das Stichbild des DUG nicht gut genug. Anscheinend hat Bernina das auch gemerkt und den B9-Greifer entwickelt, der eine deutlich besser Stichqualität liefert.

und dann gibt es noch den Bernina B9-Greifer...ganz was feines....den finden Sie hier

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